Wenn es passiert – Folgen eines Einbruchs
Der Einbruch bei Familie R. aus B. verlief ganz typisch: Nach der Rückkehr aus dem verlängerten Wochenende ins vertraute Heim der Schock – die Balkontür wurde aufgebrochen, die Zimmer durchsucht und Wertgegenstände entwendet. Mit so einer Situation hatte die vierköpfige Familie nicht gerechnet. Besonders Frau R. und die die beiden Kinder hatten mit den psychischen Folgen des Einbruchs noch einige Zeit lang zu kämpfen. Was nun?
Eingriff in die Privatsphäre
Die eigenen vier Wände stellen für die meisten Menschen einen Ort der Sicherheit und Geborgenheit dar. Ein gewaltsames Eindringen von Unbefugten in das eigene Heim kann dieses Sicherheitsempfinden massiv beeinträchtigen. Hier entstehen nicht nur Sachschäden sondern auch psychische oder gar körperliche Beeinträchtigungen. Schlussendlich stellt ein Einbruch ein übergriffiges Verhalten durch Fremde und eine Verletzung der eigenen Grenzen dar. Im Falle der Familie R. folgten Hilflosigkeit, Scham sowie die Konfrontation mit einer unvorhergesehenen Situation.
Folgen des Einbruchs
Laut einer Erhebung des Kriminologisches Forschungsinstitut Niedersachsen e.V. (KFN) hat ein Einbruch unterschiedlichste Folgen. Auf der einen Seite treten unterschiedlichste, psychische Belastungen auf:
- Angstzustände
- Albträume
- Gefühl der Hilflosigkeit
- Ekel und Erniedrigung
- Schamgefühle
- Verdrängung
Hierbei macht es einen Unterschied, ob der Einbruch tatsächlich vollendet wurde oder ob es bei einem Einbruchversuch blieb. Besonders Opfer von Verwüstung und Zerstörung scheinen stark unter diesen Folgen zu leiden. Neben Angstgefühlen stellten sich bei den Befragten auch Wut und der Wunsch nach Vergeltung ein. Es zeigte sich, dass besonders junge und ältere Menschen durch die Folgen eines Einbruchs langfristig psychisch belastet werden können.
Auf der anderen Seite förderte ein Einbruch bei Betroffenen eine Verhaltensveränderung. Das Sicherheitsverhalten, aber auch das Freizeitverhalten wurden angepasst. Die Befragten gaben an, ab dem Zeitpunkt des Einbruchs verstärkte Sicherheitskontrollen vor dem Verlassen des Heimes durchzuführen. Zudem fühlten sich die Betroffenen in ihren eigenen vier Wänden nicht mehr sicher genug. Dieses Gefühl legte sich erst über einen längeren Zeitraum wieder. Auch das Freizeitverhalten veränderte sich in den ersten Monaten nach der Tat. Aushäusige Aktivitäten wurden gemieden und Urlaube abgesagt. Jedes Verlassen der Wohnung war mit einem unguten Gefühl verbunden.
Die Opfer des Einbruchs begannen instinktiv einfache Sicherheitstricks anzuwenden: Beispielsweise stellten sie bei Verlassen des Grundstückes den Fernseher oder das Radio ein. Sie ließen Licht brennen und informierten die Nachbarn über ihre Abwesenheit.
Hilfe für Betroffene
Ein Einbruch stellt ein übergriffiges Verhalten in die eigene Privatsphäre dar. Betroffene berichten mitunter von Schamgefühlen gegenüber ihrer Freunde und ihrer Familie. „Ich habe Sorge, dass wir in Sicherheitsfragen selbst nicht genug vorgesorgt haben“ berichtet Frau R. „Man fühlt sich, als sei man selbst daran Schuld, dass es passiert ist“ argumentiert sie weiterhin. Sicherlich kann jede Privatperson einfache Sicherheitstipps befolgen. Doch haben Sie es mit einem Profieinbrecher zu tun, wird dieser einen Weg ins Haus finden. Für Betroffene ist es wichtig, folgende Punkte zu beachten:
- über Ängste mit Freunden und Familie sprechen
- sich bewusst machen, dass es jeden treffen kann
- Albträume und Ängste beobachten und ernst nehmen
- angenehmen Beschäftigungen und Hobbys nachgehen
Wichtig: Verstärken sich Ängste und Albträume mit der Zeit, sollte man diese nicht verdrängen sondern professionelle Hilfe in Anspruch nehmen!
Ein entsprechende Organisation, die professionelle Hilfestellung leisten, möchten wir Ihnen nun genauer vorstellen:
Weisser Ring
Die ehrenamtliche Organisation Weisser Ring ist mit über 400 Außenstellen und 300 ehrenamtlichen Helfern ein geeigneter Ansprechpartner für Opfer von Gewaltverbrechen.
Der Weisse Ring bietet von Tipps zu Prävention bei Themen wie „Häusliche Gewalt“, „Cybermobbing“ und „Wohnungseinbruch“ an bis hin zu konkreten Betreuung für Opfer. Sie können entweder die Hilfe vor Ort, das Opfertelefon oder die Onlineberatung in Anspruch nehmen.
Zusätzlich bietet der Weisser Ring nützliche und hilfreiche Videos für Betroffene auf deren YouTube-Kanal an.
Sie haben Verwandte, Bekannte oder enge Freunde, die von einem Verbrechen mehr als eingeschüchtert sind? Sie möchten helfen, wissen aber nicht wie Sie das bewerkstelligen können? Gerne können Sie dem Weissen Ring als ehrenamtliches Mitglied beitreten und unterstützen somit die Tätigkeit der Helfer mit einem geringen Monatsbeitrag oder Sie spenden direkt einen Betrag an die Organisation.
Wie sie helfen können
Betroffene eines Einbruchs fühlen sich durch die Verletzung der Privatsphäre hilflos und erniedrigt. Das Vertrauen in die Menschen kann geschmälert sein. Sprechen Sie mit dem Betroffenen offen und werturteilsfrei über seine Situation. Geben Sie ihm das Gefühl, ernst genommen zu werden und bestärken Sie ihn. Ein offenes Ohr kann bereits eine große Unterstützung in einer solch überfordernden Situation sein. Zudem können Sie Betroffene vorsichtig ermutigen, wieder stärker am sozialen Leben teilzunehmen. Hier können Sie dem Betroffenen auch einfach Hilfsmittel ans Herz legen, die sein Sicherheitsempfinden unterwegs verbessern können. Beispielsweise lassen sich Alarmauslöser für das Smartphone installieren oder ein Alarmknopf für unterwegs in die Tasche stecken. Doch berücksichtigen Sie dabei immer das persönliche Tempo Ihres betroffenen Freundes. Besser gesagt: Gut gemeint muss nicht immer mit den Bedürfnissen Ihres Gegenübers übereinstimmen.
Fazit:
Eine wahrer Gefühlsausbruch und Angstzustände sind nach einem Einbruch nicht zu vermeiden, es ist einfach nur menschlich seine Liebsten und sein Eigentum schützen zu wollen. Lassen Sie dennoch Ihre Ängste nicht den Alltag bestimmen. Suchen Sie sich rechtzeitig Hilfe und Beistand um in der Zeit danach einen Weg zurück in die Normalität zu finden.